Zittern ums Twittern: Blind sein, heißt kämpfen

Twitter mag mich nicht mehr. Jeddenfalls komme ich mit meinem alten Laptop nun gar nicht mehr in das Login des Kurznachrichtendiensts hinein.
Dabei hatte ich erst Anfang Januar befürchtet, mein Laptop hätte endgültig den Geist aufgegeben und ich müsste deswwegen auf Twitter verzichten. Doch den Computer konnten wir wieder zum Weitermachen überreden, während der Kurznachrichtendienst heute morgen kurzerhand von meiner Sprachausgabe verschwand.
Da wir dergleichen bereits geahnt hatten, haben wir versucht, auf meinem neuen PC unter Windows 10 einen blindengerechten Twitter-Client zu installieren. Doch das erwies sich als schwierig. Vermutlich werden wir einige Grundeinstellung des Rechners überprüfen und ändern müssen, damit das Gerät wirklich kooperativ mit mir zusammenarbeitet.
„Blind sein, heißt kämpfen“, schrieb der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramagoin seinem Roman „Stadt der Blinden“. Das erlebe ich immer wieder. Betrüblich finde ich, dass ich auch immer wieder um den Zugang zu Informationen im Internet kämpfen muss.
Dabei habe ich gemeinsam mit Jens Bertrams, Dr. Eckart Fuchs und mehreren weiteren Menschen im Herbst 1998 den Arbeitskreis Barrierefreies Internet (AKBI) gegründet. Offenbar bleibt unser Vereinszweck auch für die nächsten Jahre eine Mammutaufgabe. Zwar möchte ich nicht von Sysiphus sprechen, der nie zum Ziel gelangt, weil der Stein immer wieder den Berg hinabrollt, aber die ständigen Veränderungen der Informationstechnik fordern auch ein unentwegtes Hinterherrennen der behinderten User.
„Lebenslanges Lernen“ ist da angesagt. Für Mehrfachbehinderte wie mich ist das mitunter ziemlich anstrengend. Deshalb wünsche ich mir mehr Rücksicht der Entwickler und Betreiber von Webangeboten gerade auch auf Menschen mit gleich mehreren Behinderungen.

* Franz-Josef Hanke

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