pm 33: Telefonieren statt Faceebook – AKBI unterstützt Petition für barrierefreie Hörerbeteiligung im Radio

Facebook kann ein Gespräch am Telefon nicht ersetzen. Deshalb unterstützt der Arbeitskreis Barrierefreies Internet (AKBI) die Petition „2254 – Nachtgespräche auf Deutschlandradio Kultur retten“.

„Ohne Not hat Deutschlandradio Kultur diese barrierefreie Diskussionsmöglichkeit aus seinem Programm verbannt“, beklagte der AKBI-Vorsitzende Franz-Josef Hanke. Der mehrfach behinderte blinde Journalist aus Marburg ist Mitinitiator der Petition.
„Viele der Anrufer bei 2254 waren alt oder behindert“, berichtet er. „Allerdings haben viele die nächtliche Diskussionssendung auch verfolgt, weil sie eine Debatte im Radio einer Diskussion im Internet vorziehen.“
Den Hinweis von Programmdirektor Andreas-Peter Weber, die Hörer sollten die Debatten doch künftig auf zeitgemäße Weise auf Facebook führen, betrachtet Hanke als Verhöhnung der Hörerschaft und als Bankrotterklärung des Programmverantwortlichen. „Facebook ist bekanntermaßen eine üble Datenkrake, der sich viele Menschen zu Recht verweigern“, erklärte Hanke. „Noch ist die Nutzung eines Computers und des Internets aus guten Gründen nicht obligatorisch; und das muss auch so bleiben!“
Das Deutschlandradio habe die Pflicht, den Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahlern ein barrierefreies Probramm zu unterbreiten, erklärte Hanke weiter. Als Anstalt des Öffentlichen Rechts sei der Sender an die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN BRK) gebunden. Anstatt aber sein barrierefreies Angebot in Form der Anruf-Sendung „2254“ einfach nur beizubehalten, habe Intendant Willi Steul diese beliebte Sendung zum 20. Juni 2014 grundlos gestrichen.
Wert legt der AKBI auf die Feststellung, dass Inklusion kein großzügiger Gnadenerweis gegenüber bedauernswürdigen Behinderten ist; vielmehr ist Inklusion ein Recht der gesamten Gesellschaft auf gleiche Zugangsbedingungen zu den Teilhabemöglichkeiten an Bildung, Kultur, Politik und am Alltagsleben. Inklusion nutzt der gesamten gesellschaft, weil sie ihrem Reichtum in seiner ganzen Vielfalt zu einer ungehinderten Entwicklung verhilft.
Hanke hofft, dass Intendant Steul und Programmdirektor Weber ihre hörerfeindliche Entscheidung noch einmal überdenken. Immerhin haben bis Montag (4. August) mehr als 2.900 Menschen die Petition für den Erhalt der Sendung „2254“ unterzeichnet.
Die Bürger ruft der AKBI zum Zeichnen der Petition auf. Bewohner der Universitätsstadt Marburg und ihrer Umgebung weist er zudem auf eine Veranstaltung am Dienstag (5. August) um 19.30 Uhr im DGB-Haus an der Bahnhofstraße hin. Dort wird Axel Schmidt vom Hörfunkrat des Deutschlandradios mit Hanke über die Arbeit des Gremiums und die Hörerbeteiligung diskutieren.

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