pm 14: Prägende Persönlichkeit – Franz-Josef Hanke erhielt Bundesverdienstkreuz

Viel Prominenz hatte sich am Donnerstag (8. September) im historischen Saal des Marburger Rathauses eingefunden. Der blinde Journalist Franz-Josef Hanke (50) erhielt für sein bisheriges berufliches und ehrenamtliches Lebenswerk das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“.
Der neue Marburger Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) und der Hessische Justizminister Dr. Christean Wagner (CDU) nahmen die Ehrung gemeinsam vor.
„Sie haben sich in besonderer Weise in Ihrer Tätigkeit dafür eingesetzt, dass Benachteiligungen von Menschen angesprochen und – wo möglich – auch abgebaut werden“, erklärte Vaupel. Obwohl die Ehrung für das gesamte journalistische, gesellschaftspolitische und bürgerrechtliche Engagement ausgesprochen wurde, hob der Oberbürgermeister immer wieder hervor, dass sich Hanke insbesondere für die Belange behinderter Menschen engagiert. „Als einer der wenigen freien Journalisten in Deutschland begleiten Sie kritisch durch kontinuierliche Pressearbeit klassische Themen der Bürgerrechtsarbeit mit besonderem Augenmerk für die Rechte behinderter Menschen“, lobte Vaupel.
Die Liste der Verdienste von Franz-Josef Hanke ist lang. Schon als Schüler engagierte er sich für „Amnesty International“ und die deutsche Welthungerhilfe.
In Bonn geboren, zog er 1977 nach Marburg, weil seine schwindende Sehkraft ihn zwang, an der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) die Punktschrift zu erlernen.
In den frühen achtziger Jahren war Hanke Mitglied des Landesvorstandes der Grünen Hessen und gehörte ihrer Landes-Programmkommission an.
Seit 1981 ist er Mitglied der ältesten Bürgerrechtsbewegung Deutschlands, der Humanistischen Union (HU). In Marburg ist er seit 18 Jahren Vorsitzender ihres Ortsverbands.
1986 gründete Franz-Josef Hanke, der die Ehrung zum Teil mit großer Rührung entgegennahm, sein eigenes Journalistenbüro. Seither lässt er immer wieder blinde und sehbehinderte Praktikanten dort arbeiten, um ihnen einen Einstieg in den Journalistenberuf zu ermöglichen.
Es versteht sich von selbst, dass er auch in der IG Medien und später in Ver.Di eine aktive Rolle spielte und spielt.
Anfang der neunziger Jahre war er Ortsvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Marburg und setzte sich für die Einführung von Niederflurbussen ein, die dann recht schnell in Marburg zum Standard wurden.
In einer Vielzahl ehrenamtlicher Initiativen gehörte und gehört Hanke zu den Gründungsmitgliedern. Seit zwei Jahren fordert er im Rahmen seiner Tätigkeit in der Humanistischen Union lautstark die Verwirklichung sozialer Bürgerrechte und kämpft gegen Massenarbeitslosigkeit. Im Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) rief er eine „Fachgruppe Medien“ ins Leben, zu deren Leitungsteam er lange Jahre gehörte.
In über 1.500 Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, und mit mehr als 300 Beiträgen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat sich Hanke auch immer wieder öffentlich und von berufs wegen für die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen in der Gesellschaft stark gemacht. Dabei tat und tut er dies auch mit einer großen Portion an Humor.
Dr. Bernhard Conrads von der Aktion Mensch(AM) erinnert sich heute noch an seinen Vorschlag, die damalige Aktion Sorgenkind in „Aktion Morgenwind“ umzutaufen.
Seit 1998 setzt sich Franz-Josef Hanke im Arbeitskreis barrierefreies Internet für die barrierefreie Gestaltung von Web-Angeboten ein, damit auch behinderte Menschen diese Angebote uneingeschränkt nutzen können. Die von ihm herausgegebenen Dienste seines Büros wie der lokale Nachrichtendienst marburgnews sind im Internet zu finden und erfreuen sich in Marburg großer Beliebtheit.
Der Hessische Justizminister Dr. Christean Wagner unterstrich in seiner Laudatio, dass bei der Fülle des gesellschaftlichen, beruflichen, politischen und vor allem ehrenamtlichen Engagements kein Zweifel daran bestehe, dass Hanke diese Auszeichnung verdient habe. Er sei nicht in Marburg geboren, aber er gehöre zu dieser Stadt, sagte der Minister und fuhr fort: „Marburger Geschichte in den letzten 20 bis 30 Jahren ist ohne Sie nicht denkbar.“
In seiner Antwort bedankte sich der geehrte Journalist herzlich bei denen, ohne deren Mithilfe er diese Auszeichnung nicht erhalten hätte, bei den Wegbegleitern und Freunden, die ihm bei seinen Initiativen zur Seite standen. Er verstehe die Auszeichnung als Ansporn, jetzt weiterzumachen, sagte er.
Franz-Josef Hanke gilt als scharfzüngig und sehr engagiert. Zu seiner Ehrung erschienen Freunde, Wegbegleiter und auch politische Gegner, die ihm ihren Respekt zollten. Er wird sich auch künftig in Initiativen und Verbänden – aber sicherlich auch durch öffentlichkeitswirksame Aktionen – für die Belange behinderter Menschen einsetzen.

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