Eine „barrierefreie Politik“ zur Integration aller Menschen in alle Lebensbereiche fordert der Arbeitskreis Barrierefreies Internet (AKBI). Seinen fünften Geburtstag hat der Marburger Verein am Samstag (15. November) gefeiert.
Ein offizieller Geburtstagsempfang soll am Mittwoch (3. Dezember) in Marburg stattfinden.
Zum Welttag der Behinderten am 3. Dezember 1998 hatte der AKBI erstmals seinen „Gordischen Webknoten“ vergeben. Dieser Preis für Barrierefreies Webdesign war Auslöser für die Gründung des AKBI. Unter dem Dach des Vereins „Behinderte in Gesellschaft und Beruf“ (BiGuB) haben der Student Jens Bertrams, der Journalist Franz-Josef Hanke, der Physiker Dr. Eckart Fuchs und weitere Mitstreiter diesen Arbeitskreis am 15. November 1998 gegründet.
Ziel war der uneingeschränkte Zugang zu den Informationen im Internet. Eröffnete es Blinden zunächst ungeahnte Informationsmöglichkeiten, so bauten sich nach und nach immer mehr technische Hürden auf, die Blinde wieder auszugrenzen drohten. Als Deutschlands erste Organisation für Barrierefreies Webdesign startete der AKBI eine Aufklärungskampagne.
Am 23. Februar 2002 hat sich der AKBI dann als eigenständiger Verein konstituiert. Im Dezember 2002 ist er dem neugegründeten Aktionsbündnis Barrierefreie Informationstechnik (AbI) beigetreten.
Als größten Erfolg seiner Arbeit bezeichnet AKBI-Vorsitzender Jens Bertrams die Verankerung des Begriffs „Barrierefreies Internet“ in der deutschen Szene. „Wir haben den Begriff Barrierefreiheit aus dem Bauwesen ins Internet übertragen“, berichtet er. „Mittlerweile findet dieselbe Entwicklung auch in anderen Bereichen des Behindertenwesens statt.“
Das „Barrierefreie Internet“ hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einer vieldiskutierten Forderung entwickelt. „Wir waren in Deutschland Vorreiter dieser Diskussion“, stellt Bertrams fest. Der blinde Internet-Experte ist stolz darauf, dass in Deutschland mittlerweile ein Klima existiert, in dem die Bundesregierung im Sommer 2002 die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) erlassen hat.
„Deutschland ist auf diesem Gebiet heute ganz vorne mit dabei“ erklärt Bertrams. „Das hätten wir vor fünf Jahren noch nicht zu hoffen gewagt.“
Getrübt wird die Geburtstagsstimmung durch Angriffe auf das einkommensunabhängige Blindengeld gleich in mehreren Bundesländern. In Hessen sollen die Blinden auf 30 Prozent ihres Nachteilsausgleichs verzichten. Dagegen wehrt sich auch der AKBI: „Blinde brauchen beim Surfen mit Braillezeile oder Sprachsynthesizer einfach länger, selbst wenn die Seiten barrierefrei gestaltet sind“, erklärt Bertrams. „Auch die Hilfsmittel sind erheblich teurer. Das Gleiche gilt natürlich auch für den gesamten Alltag.“
Bertrams hofft jedoch, dass die Bundesländer dem Beispiel Bremens folgen werden. Die dortige Koalition aus CDU und SPD hatte ihre Kürzungspläne am Montag (10. November) wieder aufgegeben. Auch in den anderen Bundesländern hofft Bertrams noch auf ein Einsehen: „Das wäre für uns das schönste Geburtstagsgeschenk!“